Die brave Jugend ist da

Die brave Jugend ist da

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Das hat der Gelehrte Sokrates bereits gesagt, der um 400 vor Christus lebte.

Normalerweise hat das bislang auch immer gestimmt – So musste die Jugend auch sein, das gehörte einfach immer dazu.

Doch jetzt scheint sich das plötzlich zu ändern. Abgesehen von einigen „Problemschulen“, die es immer noch gibt, sind die Jugendlichen laut der aktuellen „Sinus Jugendstudie“ pragmatisch, perfekt an die Gesellschaft angepasst und möchten sich nicht mehr als Rebellen von der breiten Masse abheben.

Sie wünschen sich Gemeinschaft, soziale Sicherheit und feste Beziehungen. Aber wie kommt das? Erzieht sich die Leistungsgesellschaft ihre Kinder?

In erster Linie liegt das an der „unübersichtlichen“ Weltlage, so die Studie.

Klar, es ist ja auch verständlich, dass man sich in Zeiten des Terrorismus, anhaltender Wirtschaftskrisen und künstlicher Ressourcenverknappung an traditionellen Werten fest hält. Und im ersten Moment scheint es ja auch eine gute Sache zu sein, wenn die Jugend „brav“ ist und sich wunderbar in die Gesellschaft „integriert“. Aber wenn man genauer hinschaut, fragt man sich: Muss das sein? Darf das sein? Wieso waren die Kinder in den letzten Jahrtausenden immer rebellisch? Ist das wirklich gut, wenn das nun aufhört?

Ich spreche jetzt natürlich nicht von denen, die mit Messern auf Rentner los gehen oder mit 14 schon drogenabhängig sind und dergleichen. Darauf kann man wirklich verzichten – Hier muss man eher bei der Gesellschaft selber das Problem suchen. Wenn unsere Kinder aber grundsätzlich aufhören, rebellisch zu denken und weder die Gesellschaft mit ihren etablierten Strukturen noch das System an sich in Frage stellen, so könnte dies ein erstes Anzeichen für bevorstehenden Stillstand sein.

Und auf den Stillstand folgt die Entropie.

Wollen wir wirklich eine Generation der Mitläufer? Eine Generation aus stummen, dumpfen Arbeitsdrohnen? Oder sehe ich das mit zu viel Pessimismus?

Vielleicht kommt ja alles auch ganz anders. Vielleicht ist das aber auch die Chance, die unsere Gesellschaft braucht, um endlich mal eine Atempause einzulegen. Denn vielleicht ist es ja auch das, was wir brauchen: Familiengründung mit 30, fester Job und bereit, dafür zu arbeiten – Und die Bereitschaft, für seine Taten einzustehen. Das sind auch Qualitäten, die einigen Generationen zum Teil abhanden gekommen waren. Eine gut gebildete Mittelschicht könnte entstehen, deren Kinder wiederum für eine gemäßigtere Gesamtatmosphäre in der Gesellschaft sorgen.

Als Vater wünsche ich mir natürlich auch genau das für mein Kind. Wie ihr seht, bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll.

Ich schaue dieser Entwicklung jedenfalls gespannt entgegen. Denn wie heißt es so schön:
„Die meisten Dinge, vor denen sich Menschen fürchten passieren niemals.“

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